- Treibarbeit
- Treib|ar|beit 〈f. 20〉1. Herstellung kunsthandwerkl. Gegenstände (durch Treiben, Biegen, Stauchen u. Strecken) aus kaltem Metall2. ein auf diese Weise hergestellter Gegenstand
* * *
Treib|ar|beit, die:a) <o. Pl.> Technik des ↑ Treibens (8 a) von Metallblech zu [künstlerischen] Gegenständen, Gefäßen u. Ä.;b) einzelner in der Technik der Treibarbeit (a) hergestellter [künstlerischer] Gegenstand.* * *
Treib|arbeit,1) Kunst: Toreutik, das Herstellen oder Verzieren von getriebenen Arbeiten aus Metallblech durch Bearbeiten mit Hammer und Punze auf kaltem Wege. Geeignet sind fast alle Metalle, besonders aber die weichen (Gold, Silber, Kupfer, Bronze und Messing). Als Unterlage für die Treibarbeit dient ein Holz- oder Eisenklotz mit kantigen Löchern. In diese werden kleine Ambosse mit verschiedenförmiger Oberfläche gesteckt, auf denen abwechselnd mit unterschiedlichen Hämmern (Treib-, Planier- oder Polierhammer, Schweifhammer) das Blech von der Vorder- und Rückseite her getrieben wird. Künstler. Treibarbeit aus Edelmetall wird über einem Block aus nachgiebigem Treibpech, einer Mischung von Pech, Talg, Terpentin und Ziegelmehl, ausgeführt. Anstelle eines Klotzes kommen auch vorgeformte Holzkerne vor. Treibarbeit wurde häufig anschließend ziseliert oder graviert.Metall zu treiben ist allen alten Kulturvölkern schon früh bekannt. In Mesopotamien (Ur), Ägypten, auf Kreta und in Mykene erzeugte man Schmuck, Gefäße, Waffen (Schilde, Schwerter, Dolche), Reliefs und Möbelbeschläge aus Gold und Silber, außerdem Totenmasken, z. B. aus Gold in Mykene und in Ägypten (Tut-ench-Amun); auch getriebene etruskische Bronze- und hallstattzeitliche Goldmasken sind nachgewiesen.Im Mittelmeerraum waren im 7. Jahrhundert v. Chr. getriebene phönikische Silberschalen weit verbreitet. Bronze war das Hauptmaterial der Treibarbeit bei den Etruskern, in der archaischen (dädalischen) griechischen Kunst und in Mitteleuropa (Hallstattzeit). Auch bronzene Figuren wurden als Treibarbeit gearbeitet, bevor der Bronzehohlguss aufkam. Von den Griechen übernahmen die Skythen (u. a. Fund von Vettersfelde) und Thraker die Treibarbeit; als Material diente Silber und Gold. Im Hellenismus fand getriebenes Tafelsilber weite Verbreitung. Produktionszentren waren anscheinend Alexandria und Pergamon. Formen und Verzierungsschemata wurden in der römischen Kaiserzeit fortgeführt; solche Silbergeschirre umfassten u. a. die Silberfunde von Boscoreale oder aus dem Menanderhaus in Pompeji, der Hildesheimer Silberfund, der von Berthouville (Département Eure), für die Spätantike die Funde vom Esquilin in Rom, von Mildenhall, Traprain (Lothian Region) und Kaiseraugst. Daneben waren die römischen Prunkrüstungen mit Gesichtshelmen ein wichtiges Anwendungsgebiet der antiken Toreutik.Im Mittelalter wurden kirchliche Geräte wie Pokale, Monstranzen, Reliquiare, Buchdeckel u. a., v. a. aber die Kleinplastik an den reichen Reliquienschreinen, durch Treibarbeit hergestellt. In der Spätgotik und Renaissance trat besonders das profane Gerät aus vergoldetem Silber in den Vordergrund (Prunkschalen, Buckelpokale, Becher aller Art). Treibarbeiten in Messing schufen seit dem 15. Jahrhundert die Beckenschläger v. a. in Dinant (Dinanderien), später im Rheinland und auch in Nürnberg, das in Deutschland zum Zentrum der Goldschmiedetreibarbeit in der Renaissance wurde. Einen Höhepunkt erreichte die Treibarbeit in Stahl bei der Herstellung von Prunkharnischen im 16. Jahrhundert. In der Barockzeit wurden neben Silber für Tafelgerät vielfach auch Messing und Kupfer für getriebenen Hausrat verwendet. Im 18. Jahrhundert waren auch Dosen und Etuis aus vergoldetem getriebenem Kupfer sehr beliebt. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden Kolossalfiguren aus Kupfer getrieben (z. B. Herkules in Kassel-Wilhelmshöhe; Quadriga auf dem Brandenburger Tor von G. Schadow). - In vielen Metall verarbeitenden Randkulturen der Erde werden Dekors durch Hämmern von Dünnblechen aus der freien Hand oder Bossieren mit Modellierpunzen von der Rückseite her als Relief ausgetrieben (Repoussé). Auch das Aufziehen von Metallgefäßen über Widerlagern oder Schablonen ist gebräuchlich. Beispiele gibt es v. a. in den Hochkulturen Süd- und Mittelamerikas.C. Hernmarck: Die Kunst der europ. Gold- u. Silberschmiede von 1450-1830 (1978);M. Pfrommer: Studien zu alexandrin. u. großgriech. Toreutik frühhellenist. Zeit (1987).Weitere Literatur: Goldschmiedekunst.2) Metallurgie: Treibprozess.* * *
Treib|ar|beit, die: a) <o. Pl.> Technik des Treibens (8 a) von Metallblech zu [künstlerischen] Gegenständen, Gefäßen u. Ä.; b) einzelner in der Technik der ↑Treibarbeit (a) hergestellter [künstlerischer] Gegenstand.
Universal-Lexikon. 2012.